Infrastrukturfinanzierung und ABS

Das Thema Infrastrukturfinanzierung bewegt zutiefst Politik, Banken und Kapitalmärkte, denn Europa schiebt einen immensen Investitionsbedarf vor sich her. Aus Sicht der Politik könnte es die Initialzündung für mehr Wachstum in Europa werden; für Versicherungen und Pensionsfonds eine Assetklasse mit stabilen Erträgen bei langen Laufzeiten, für Banken, die bislang mit Abstand die wichtigsten Projektfinanzierer waren, könnten neue Kooperationsmodelle und Instrumente dazu beitragen, auch unter veränderten regulatorischen Rahmenbedingungen ihr hohes Know-how einzubringen und an einem Wachstumsmarkt zu partizipieren.

Die Charakteristika von Infrastruktur machen diese Anlage insbesondere für Langfristinvestoren interessant, denn Infrastrukturkredite zeichnen sich durch historisch geringe Ausfälle und hohe Verwertungserlöse aus, weshalb die Nettoverlustraten entsprechend niedrig sind und ihre vom Kapitalmarkt unabhängigen Renditen zudem vergleichsweise hoch sind und bieten "relative value", da sie eine Illiquiditätsprämie beinhalten.

Viele der vorliegenden, bewährten Instrumente von Infrastrukturfinanzierungen nutzen das Instrumentarium von Verbriefungen, denn grundsätzlich eignen sich Infrastrukturfinanzierungen gut für Verbriefungszwecke. Der Zahlungsstrom ist durch den öffentlichen Auftraggeber als Vertragspartei einerseits sehr zuverlässig und andererseits in seiner Höhe gut prognostizierbar. Es existiert eine Vielzahl unterschiedlicher Verbriefungsformen, die derzeit noch unsystematisiert nebeneinander stehen: PPP-/PFI Bonds, EU Project Bonds, Green Securitisations und andere Infrastrukturverbriefungen.

So können mittels Verbriefungen diese Infrastrukturkredite gebündelt an Investoren weitergegeben werden, wodurch die Bankbilanzen entlastet werden und die Möglichkeit für die Vergabe neuer Kredite geschaffen wird. Darüber hinaus beinhaltet der Einsatz von Verbriefungen auch die Möglichkeit, kleinvolumige Darlehen und Projekte zu einem Investment zu aggregieren und institutionellen Investoren zugänglich zu machen. Auch synthetische Verbriefungen kamen zur Infrastrukturfinanzierung bereits zur Anwendung, so z.B. im Rahmen der PROMISE-Transaktionen der KfW.

Einen guten Überblick über die Thematik liefert ein DZ BANK Report aus 2014:
Zum DZ BANK Report Infrastrukturverbriefung

Warum die private Infrastrukturfinanzierungen allerdings nicht in Gang kommen obgleich die langfristigen Realzinsen extrem niedrig sind und langfristige Finanzierungsmittel in hinreichendem Maße auf dem Markt sind, dieser Frage wird inzwischen vielfach nachgegangen. U.a. legte die Bank of International Settlements (BIS) hierzu im September 2014 ein interessantes Papier vor.

Zum BIS Report

UK hat die meisten Erfahrungen mit der privaten Infrastrukturfinanzierung. Die dortigen Learnings sind also besonders wertvoll. Im Wesentlichen sind sie in dem Report "A new approach to public private partnerships" des englischen Finanzministeirums hervorragend zusammengefasst.

Zum HM Treasury report:
A new approach to public private partnerships

Private Infrastrukturfinanzierung kommt langsam voran

Die BayernLB hat in einem aktuellen Corporate Special sich der EU-Infrastrukturfinanzierung mit ÖPP angenommen. In Erwartung höherer privater Infrastrukturfinanzierungen im Rahmen des aktuellen Investitionsplans der EU von 315 Mrd. Euro wird in dem Research-Bericht möglichen Finanzierungsbereichen nachgegangen. Auch werden die von der EIB unterstützten Projektfinanzierungsanleihen kurz vorgestellt.

Zu dem Bericht 01/2015